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Schloss Haag a. d. AmperIn Haag gab es mal ein stattliches Schloß. Wie alt es war, ist leider nicht bekannt. Nur, daß es mal ein Wehrturm war, von den Schweden 1632 niedergebrannt und dann von den Lodron wieder aufgebaut wurde. Es war nicht nur Wohnung für das Adelsgeschlecht der Lodron, sondern es war dort auch das Gericht untergebracht, da Haag eine Hofmark war. Stich des Schlosses um 1920, es zeigt den Zustand um 1800. Leider fiel das Schloß 1854 zum Großteil der Spitzhacke zum Opfer. Nur ein etwa Viertel davon blieb stehen. Grund war die St. Peter und Paul geweihte Schloßkapelle und eine Wohnung für den Benifiziaten. Dieser Rest wurde fortan "Herrenhaus" genannt und schließlich 1997 abgerissen. Rund um das Herrenhaus war bis in die 1950er Jahre ein wunderschöner Garten angelegt. Die Genehmigung zum Abbruch erfolgte damals mit der Auflage, die Schloß-Kapelle (oder eher Kirche) wieder aufzubauen und die wertvolle eingelagerte Ausstattung dort wieder einzubauen. Nachdem sich der Abbruch zum 20. Mal jährte, war das Anlaß genug, ein 1:87-Modell des alten, großen Schlosses zu bauen - und vielleicht, ein wenig wach zu rütteln. Abbruch des Herrenhauses, der letzten Schloß-Reste 1997. Bei solch einem Vorhaben ist es schwierig, an auswertbares Material zu kommen. Es gibt eine Reihe von Abbildungen in Kirchen, Ölgemälde, Aquarelle, Stiche - und einen alten Grundriß, der letztendlich den Startschuß zum Bau gab. Die Sammlung von Material zog sich über 5 Jahre hin. Das Modell kann mangels vorhandener Vorbildfotos (die gab es damals noch nicht) oder Plänen natürlich kein akribischer Nachbau sein. Auch sind alle Abbildungen mit gewissen künstlerischen Freiheiten angefertigt worden und nicht mit einer Fotografie vergleichbar. Manches ist sogar schlicht nicht brauchbar und irreführend (z.B. Wening-Stich von 1702). Nur der Rest, das Herrenhaus, ist gut dokumentiert (Pläne des Bay. Landesvermessungsamts von 1996). Es wurden alle verfügbaren Quellen ausgewertet. Vieles wurde im Laufe des Modellbaus vermessen, berechnet oder auch logisch schlußgefolgert, manches durch mehrere Ansätze geschätzt. Nichts wurde der reinen Phantasie oder dem Zufall überlassen. Das geht so weit, dass auch die schiefen Winkel vom Grundriss mit übernommen wurden. Das Ergebnis ist ein gewaltiges, stolzes und interessantes Bauwerk für ein kleines Dorf. Schade, dass es nicht mehr in Natura existiert. Es gab (gibt?) Überlegungen, das Schloss in seinen ursprünglichen Maßen wieder aufzubauen. Durch viele offene Fragen ist das Vorhaben auf Eis gelegt. Wie dem auch sei - das Modell wäre schon mal eine gute Grundlage... ;-) Ungefähr so würde es heute ausschauen, stünde das Schloß noch an seinem Platz am Ende der Plörnbacher Straße. Nachbau im Maßstab 1:1,3Offensichtlich ist es gelungen, die Öffentlichkeit "wach zu rütteln".Ein unansehnlicher, zum Abbruch vorgesehener Rest der Brauerei, in dem früher Bierfässer hergestellt wurden, wird äußerlich zu einem verkleinerten Herrenhaus aufgewertet und die Kapelle als Neubau daran angebaut, um die denkmalgeschützten Ausstattungsteile darin wieder unterzubringen. In der Frontansicht wird das Herrenhaus im Maßstab 1:1,3 wieder auferstehen, in der Tiefe wird gekürzt, weil der Bestandsbau die Grundmaße so vorgibt. Die Kapelle wird fast die gleichen Abmessungen wieder bekommen. Ein Papiermodell in 1:100 zeigt, was es mal werden soll. Im Stummiforum sind einige Bilder der Baustelle zu finden, so daß der Baufortschritt nachvollzogen werden kann. Stand am 25.03.2021: Die Dacheindeckung markiert einen Meilenstein. Die Ähnlichkeit mit dem alten Herrenhaus ist gelungen. Historische und erhaltene Fenster der Kapelle werden wieder eingebaut. Nur die Fensteraufteilung der Kapelle konnte leider nicht ganz genau beibehalten werden, weil diese einen Meter tief im Boden eingegraben wurde, um das Bauwerk nicht all zu hoch werden zu lassen. Zwei Jahre später ist das Gebäude äußerlich fertig. Das verkleinerte Herrenhaus dient den Wohnungen im benachbarten Brauhaus als Abstellflächen. Auch im Inneren der Kapelle geht es vorwärts. Es wurde eine zweistöckige Empore eingebaut, was eine Seltenheit darstellt. Erste historische Ausstattungsteile wurden bereits restauriert und haben ihren Platz gefunden. Die Restauration, insbesondere des Hochaltars und seinen Figuren ist eine irrsinnige Arbeit und dauert dementsprechend noch ein paar Monate. Wir dürfen uns auf ein richtiges Schmuckkästchen freuen.
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